«Wir gehen zu 11’000 Menschen nach Hause.»
Magazin23.08.2024Thomas Keiser
Für die einen ist es die Quelle des Lebens, für die anderen ein Symbol der Lebendigkeit: Wasser. Für Christoph Scheuber, Betriebsleiter der Wasserversorgung Stans, ist es beides und noch viel mehr. Auf dem Rundgang erzählt er, wie man Herr über ein Leitungsnetz für 11’000 Menschen wird, welche Herausforderungen es gibt und wie sich der Wasserhaushalt verändert.
«Ich würde es zwischendurch immer wieder gerne machen: im Graben stehen und Leitungen montieren», sagt Christoph Scheuber, Betriebsleiter der Wasserversorgung Stans im Kanton Nidwalden. Man könnte sagen, hier ist ein Mann mit Herz und Leidenschaft am Werk. Seine Verbundenheit mit dem Thema Wasser ist spürbar. Kombiniert mit dem fundierten Fachwissen ist das eine gute Ausgangslage, um Herr über ein Wasserleitungsnetz für 11’000 Menschen zu sein.
Sein Handwerk hat er damals bei seinem Lehrmeister erlernt. «Er hat mir in jungen Jahren im richtigen Moment den ‹richtigen Schupf› gegeben.» Sein Chef war es auch, der ihn in den Graben und in die Welt des Wassers einführte und ihn schliesslich an die Brunnenmeisterschule vermittelte. Der Sanitärbetrieb war unter anderem für die Wasserversorgung von Ennetmoos, Kanton Nidwalden, zuständig. Und Scheuber, der in dieser Gemeinde am Mehlbach aufgewachsen ist, war schon immer fasziniert von der durchsichtigen, weichen und eigentlich unscheinbaren Materie. Der Weg zum Brunnenmeister war also geebnet.
Hoch oben am Berghang
Im Gegensatz zum ebenen Weg zum Brunnenmeister sind die Wege und Zufahrten zu den Wasserfassungen meist steil und teilweise beschwerlich, so auch die Zufahrt zur Quelle «Ursprung». Einige Serpentinen führen vom Talboden zwischen blühenden Wiesen und Obstbäumen hinauf. Hier am Buochserhorn liegt eine der wichtigsten Quellen für rund einen Drittel der Nidwaldner Bevölkerung. «Ursprung» – der Name ist bezeichnend und sagt aus, dass hier die Quelle ist, die Quelle des Wassers, die Grundlage des Lebens. «Wenn ich hier den Deckel bei der Wasserfassung hebe und sehe, wie das Wasser über die Messkante fliesst, dann schwingt Ehrfurcht mit.»
Mit Blick auf die noch leicht verschneiten Berge mit den weissen Spitzen steht Scheuber mit seinen beiden Kollegen da und erklärt, wie die Wasserversorgung organisiert ist: «Wir sind verantwortlich für ein Leitungsnetz von insgesamt 112 Kilometern, für fünf Quellen, vier Reservoirs, ein Grundwasserpumpwerk sowie fünf UV-Desinfektionsanlagen. Mit unserem Wasser gehen wir zu 11’000 Menschen nach Hause.» Vier Millionen Liter Wasser fliessen täglich durch die runden Leitungen und werden in vielfältiger Form genutzt: zum Trinken, Kochen, Waschen, für Körperpflege, Landwirtschaft und Industrie, um nur einige zu nennen.
Veränderungen beim Wasserhaushalt
Scheuber und seine Mitarbeiter stellen eine Veränderung beim Wasserhaushalt fest. «Die Trockenperioden machen sich auf jeden Fall bemerkbar. Wir messen viel, zum Beispiel die Quellschüttungen. Da sehen wir Verschiebungen. 2018 war das ausgeprägt, da hatten wir im Sommer wenig Niederschlag. Im Spätsommer waren die Quellen am niedrigsten. Früher war das klassisch, vor der Schneeschmelze im März und April war am wenigsten Wasser verfügbar – heute hat sich das fast umgekehrt.» Im Spätsommer und im Herbst der letzten Jahre verzeichnete die Wasserversorgung die niedrigsten Quellschüttungen.
Und damit ist das Gespräch auch schon beim Wassersparen. Auf die Frage, was er sich von seinen Kundinnen und Kunden wünscht, liegt ihm die Antwort schnell auf der Zunge: «Grundsätzlich natürlich, dass man respektvoll damit umgeht und dass man stolz auf sein Wasser ist.» Man solle es trinken und nutzen, aber sparsam mit dieser einzigartigen Ressource umgehen. «Ich erlebe immer wieder, dass der bewusste Umgang mit Wasser bei vielen Menschen verankert ist und sie sinnvoll damit umgehen. Das Thema Wasser löst in jedem etwas aus. Denn wenn es nicht mehr aus dem Hahn sprudelt, haben wir ein Problem.»
Das wunderbare Nass muss immer verfügbar sein. «Die Ansprüche sind zu Recht gestiegen. Wir wollen einen professionellen Service und Informationen bieten, vor allem bei Störungen.» So ist auch der Bereitschaftsdienst an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr gewährleistet. «Wir haben täglich mit Menschen zu tun. Wenn wir etwas Gutes erreichen wollen, muss es ein Miteinander sein.» Dass dieses Miteinander keine Strategie, sondern eine Haltung ist, merkt man Christoph Scheuber an. Für ihn ist es entscheidend, mit den Betroffenen zusammenzuarbeiten. So wird es auch in Zukunft wichtig sein, gemeinsam neue, sinnvolle Lösungen zu finden, um langfristig eine einwandfreie Wasserversorgung gewährleisten zu können.