Ohne Strom geht nichts.
Magazin23.08.2024Manuel Huber
Ohne Strom fahren keine Züge. Mehr noch. Bahnhöfe bleiben dunkel und im Hintergrund kann nicht geplant, gewartet, bedient oder vermarktet werden. Hier 11 spannende Fragen und Antworten rund um Strom bei der Zentralbahn.
Fahren die Züge mit «normalem» Strom?
Nein. Die Züge fahren mit Bahnstrom. Dieser spezielle «Saft» hat eine eigene Frequenz von 16,7 Hertz (Hz, Schwingungen pro Sekunde). Haushaltsstrom hat eine Frequenz von 50 Hertz.
Woher bezieht die Zentralbahn ihren Strom?
Lieferantin des Bahnstroms ist die SBB. Den 50-Hertz-Strom (Haushaltsstrom) bezieht die Zentralbahn von lokalen Elektrizitätswerken wie EWN, EWO und Alpenenergie Meiringen.
Weshalb kommt der Bahnstrom von der SBB?
16 Schweizer Bahnen, welche mit 16.7 Herz Frequenz ihre Züge betreiben, beschaffen gemeinsam ihren Bahnstrom. Miteinander können sie effizienter die Schweizer Wasserkraftpotentiale nutzen und das 16.7 Herz Netz betreiben. Das Bundesamt für Verkehr hat diese Aufgabe der SBB übertragen.
Wie viel Bahnstrom benötigt die Zentralbahn pro Jahr?
Die Zentralbahn benötigt für die Strecken Luzern–Engelberg und Luzern–Interlaken rund 24 Mio. kWh Bahnstrom pro Jahr. Dieser Strom wird für den Betrieb der Züge genutzt (via Fahrleitung) und zu einem kleinen Teil für Weichenheizungen. Der Strombedarf für die Strecke Meiringen – Innertkirchen liegt bei 290’000 kWh pro Jahr. Diese Strecke wird mit Gleichstrom betrieben, und der Strom dafür lokal beschafft. Insgesamt ist das Streckennetz der Zentralbahn 102,7 km lang und beinhaltet unter anderem 205 Weichen.
Wie hoch ist der Strombedarf von Haltestellen?
Das ist sehr unterschiedlich. Grundsätzlich werden die Haltestellen mit Haushaltsstrom versorgt. Bei kleineren Haltestellen wie Brienz West oder Ewil Maxon liegt der Strombedarf bei bis zu 10'000 kWh pro Jahr, bei durchschnittlichen Stationen wie Kriens Mattenhof bei bis zu 50'000 kWh und bei mittelgrossen bis grossen Stationen mit z.B. Stellwerkanbindungen bei bis zu 90'000 kWh. Die Zentralbahn betreibt laufend ein Energiemonitoring, um den Energieverbrauch zu senken und Kosten zu optimieren.
Woher stammt der SBB-Strom?
Der Bahnstrom der SBB stammt zu 90% aus Wasserkraft. Das Energienetz der SBB umfasst 8 eigene Kraft- und 12 Umformungswerke, über 88 Unterwerke und mehr als 1’900 Kilometer Übertragungsleitungen. Die SBB besitzt auch eine 16,7-Hertz-Turbine im Kraftwerk Lungern Unteraa des EWO in Giswil, die einen grossen Teil des Stroms für die Zentralbahn liefert. Insgesamt versorgt die SBB das Schweizer Bahnsystem mit jährlich rund 2 500 Gigawattstunden Energie.
Wie kommt der Bahnstrom zur Zentralbahn?
Der Bahnstrom der SBB wird wie folgt eingespeist: In Luzern ab dem Unterwerk Emmenbrücke, bei Engelberg über den statischen Frequenzumformer Obermatt, in Kaiserstuhl ab der 16,7-Hertz-Turbine im Kraftwerk Giswil und in Interlaken Ost über die Fahrleitung der BLS ab dem Unterwerk Wimmis.
Weshalb hat der Bedarf an Bahnstrom zugenommen?
Der Bahnstromverbrauch ist abhängig vom Verkehr. Mit dem Fahrplan 2014 und deutlichem Mehrverkehr hat der Energiebedarf um rund 20 Prozent zugenommen. Heute befördert die Zentralbahn über 10 Millionen Gäste pro Jahr. Das sind 3 Millionen Gäste mehr als 2012.
Was macht die Zentralbahn, um den Energieverbrauch zu senken?
Die Beleuchtung der Bahnhöfe sowie die Signale sind mit modernen LED-Lampen bestückt oder werden in den nächsten Jahren umgerüstet. Zudem werden immer mehr Perrons mit intelligent schaltbaren Lampen ausgestattet, die in Randzeiten oder nachts in der Helligkeit abgesenkt werden können. In den Zügen hat die Zentralbahn die Klimaanlagen optimiert, damit diese nicht zu stark kühlen oder heizen. Zudem wird das Lokpersonal im energiesparenden Fahren geschult.
Ab wann fährt die Zentralbahn zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Quellen?
Die SBB wird uns voraussichtlich ab 2025 nur noch mit Bahnstrom, der vollständig aus erneuerbaren Quellen stammt, versorgen. Dies wird durch den Zukauf von «grünem» Strom geschehen, der in Frequenzumformern von 50 Hertz auf 16,7 Hertz umgerichtet wird.
Produziert die Zentralbahn selber Strom (50 Hertz)?
Ja, aktuell mit zwei eignen Photovoltaikanlagen. Sie wurden im Rahmen einer Gebäudehüllensanierung auf Stellwerksgebäuden in Brunnenfluh (Gemeinde Meiringen) und Käppeli (Gemeinde Lungern) installiert. In diesem Jahr folgen zwei weitere Anlagen in Ringgenberg (Dach Bahnhofsgebäude) und Meiringen (Dach Unterhaltsstützpunkt Süd). In den Folgejahren sind weitere Anlagen vorgesehen, unter anderem auf dem neuen Perrondach am Gleis 2 in Sarnen sowie in Stansstad im Zusammenhang mit dem neuen Betriebsgebäude. Diese Anlagen dienen in erster Linie zur Deckung des Eigenverbrauchs an diesen Standorten und sind durch die Bahninfrastruktur finanziert. Mittelfristig ist es das Ziel, einen grossen Teil des eigenen Stromverbrauchs (50 Hertz) mit eigenen Photovoltaikanlagen zu erzeugen.